Galizien in Bewegung. Wahrnehmungen – Begegnungen – Verflechtungen

Galizien in Bewegung. Wahrnehmungen – Begegnungen – Verflechtungen

Organizer
Doktoratskolleg „Galizien und sein multikulturelles Erbe“ (Universität Wien); Polnische Akademie der Wissenschaften – Wissenschaftliches Zentrum in Wien; Wien Museum Karlsplatz
Venue
Wien Museum Karlsplatz, Polnische Akademie der Wissenschaften - Wissenschaftliches Zentrum in Wien
Location
Wien
Country
Austria
From - Until
20.05.2015 - 22.05.2015
By
Malwina Talik

Galizien wirkt bis heute in vielfältiger Weise fort – sowohl im Mythos einer multikulturellen europäischen Region, auf den immer wieder rekurriert wird als auch in den Stereotypen, mit denen die Bewohner dieser Region konfrontiert werden. Nicht zuletzt spielt auch die Nostalgie an die "gute alte Zeit" der Habsburgermonarchie bis heute eine Rolle.

WAHRNEHMUNGEN
Die Wahrnehmungen Galiziens waren damals und sind noch heute äußerst heterogen – sie reichen vom viel zitierten "galizischen Elend" über das Bild des jüdischen Shtetls bis hin zur Vorstellung der Region als Wiege der polnischen wie ukrainischen Nationalbewegungen. Ihren Ausdruck findet dies nicht nur in den unterschiedlichen literarischen Darstellungen und in der Historiografie, sondern nicht zuletzt auch in kulturellen und politischen Debatten, wo bis zur Gegenwart noch auf Galizien Bezug genommen wird.

BEGEGNUNGEN
Das Gebiet Galiziens war bis zum Zweiten Weltkrieg von drei großen ethnokonfessionellen Gruppen - Polen, Ukrainern und Juden - und der damit einhergehenden äußerst komplexen soziokulturellen Situation geprägt. Damit verbunden waren einerseits vielfältige Austauschbeziehungen auf sprachlicher, kultureller, politischer und wirtschaftlicher Ebene, andererseits aber auch starke Konflikte. Nach dem Ende Galiziens als multiethnische Region manifestieren sich solche Begegnungen im Aufeinanderprallen von jeweiligen nationalen Narrativen oder in individuellen Erinnerungen.

VERFLECHTUNGEN
Ungeachtet der peripheren Lage war Galizien stark mit anderen Regionen verflochten – sowohl innerhalb der Habsburgermonarchie als auch in einem globalen Kontext. Diese Verflechtungen entstanden etwa durch wirtschaftliche Kontakte, insbesondere aber durch intensive Migrationsbewegungen, welche Galizien seit dem Ende des 19. Jahrhunderts stattfanden. Die Folge waren zahlreiche Vernetzungs- und Transferprozesse, welche die Region nachhaltig – weit über das Jahr 1918 hinaus – prägen sollten.

Programm

Mittwoch, 20. Mai 2015
(Wien Museum, Karlsplatz 8, 1040 Wien)

18:00-18:30
Registrierung
18:30
Begrüßung
Keynote: Larry Wolff “Imagining Galicia. Mythology and mental mapping”

Donnerstag, 21. Mai 2015
(Wien Museum, Karlsplatz 8, 1040 Wien)

09:00-09:15
Registrierung

09:15-09:30
Begrüßung

09:30-11:00
Städte als Gedächtnisspeicher und Wissensorte

Olena Dvoretska (Universität Wien): Die imaginierte Stadt Jalivec in Taras Prochaskos Roman „Neprosti“

Katarzyna Kotyńska (Polnische Akademie der Wissenschaften, Warschau): Contemporary Lviv. Facing the past - reinventing the past

Sylwia Werner (Universität Konstanz): Die Forschungs- und Denkkultur im Lemberg der Zwischenkriegszeit

Chair: Harald Binder (Zentrum für Stadtgeschichte Ostmitteleuropas, L’viv)

11:00-11:20
Kaffeepause

11:20-12:50
Jüdische Lebenswelten

Ofer Dynes (Harvard University): Shadows over Lemberg. Cryptology, Espionage, and the Secret History of Modern Yiddish Literature

Piotr Drag (Jagiellonen-Universität, Krakau): The Myth of Galicia and the American dream. Galicia in the Memory of the Jews in the United States

Vladyslava Moskalets (Nationale Universität Kiew-Mohyla-Akademie): Changing perceptions of the Jewish economic role. The case of the Boryslav oil industry

Chair: Yohanan Petrovsky-Shtern (Northwestern University)

12:50-14:00
Mittagspause

14:00-16:00
Religion und Politik

Zoriana Melnyk (European University Institute, Florenz): “Galician elections” and the Catholic Church

Alina Molisak (Universität Warschau): Ein Messias aus Galizien? Von Jakob Frank und seinem Engagement in der Österreichischen Monarchie - literarische Darstellung in Olga Tokarczuks Roman „Jakobs Bücher"

Oleksandr Svyetlov (Memorial Kiew): Eastern Galicia. Memories about the Metropolitan

Katherine Younger (Yale University): From Chełm to Hnylychky. Confessional and Political Loyalties and the Greek Catholic Church, 1863-1882

Chair: Andreas Kappeler (Universität Wien)

16:00-16:15
Kaffeepause

16:15-17:15
Rundgang durch die Ausstellung „Mythos Galizien“

18:30
Abendveranstaltung in der Polnischen Akademie der Wissenschaften (Boerhaavegasse 25, 1030 Wien):
Podiumsdiskussion mit Delphine Bechtel, Börries Kuzmany, Jurko Prochasko, Isabel Röskau-Rydel, Kerstin S. Jobst (Moderation)

Freitag, 22. Mai 2015
(Polnische Akademie der Wissenschaften – Wissenschaftliches Zentrum in Wien, Boerhaavegasse 25, 1030 Wien)

09:00-11:00
Interethnische Dynamiken

Natalia Aleksiun (Touro College, New York): Neighbors on Trial. Court Testimonies and Interethnic Relations in Galicia

Larissa Cybenko (Ivan Franko Universität, L‘viv): Die Schenke als Heterotopie und (Nicht)-Ort im Transit. Zum intertextuellen Topos der galizischen Literatur

Agnieszka Dudek (Universität Wien): Das „Schmiermittel“ der Hybridität. Hybride Identitäten angesichts der vier Ethnien und ihrer nationalen Bewegungen im galizisch-schlesischen Grenzgebiet

Nino Gude (Universität Wien): Zwischen Isolation und Austausch. Die Schule als jüdisch-ukrainischer Begegnungsort

Chair: Matti Bunzl (Wien Museum)

11:00-11:20
Kaffeepause

11:20-11:50
Ein Raum als Projektionsfläche

Anton Kotenko (National Research University - Higher School of Economics, St. Petersburg): Galicia as a part of Ukraine, 1905-1914

Christof Schimsheimer (Universität Mainz): „Galizien“ und die „Kresy“ als Erinnerungsräume im Vergleich

Olha Voznyuk (Universität Wien): Die ersten galizischen Anthologien als Konstruktion einer „galizischen Literatur“

Chair: Alois Woldan (Universität Wien)

12:50-14:00
Mittagspause

14:00-15:30
Orte und Wege des Transfers

Elisabeth Janik (Universität Wien): Über Myslowitz in die Amerikas. Migrationsmechanismen im Kontext der galizischen Auswanderung

Matthias Kaltenbrunner (Universität Wien): Von Kanada bis Kasachstan. Das global vernetzte westukrainische Dorf in der Sowjetzeit

Sebastian Paul (Herder-Institut Marburg): Die benachbarte Peripherie als Rückzugs- und Ausweichort. Charakteristika einer galizisch-karpatoukrainischen Transfer- und Verflechtungsgeschichte in der Zwischenkriegszeit

Chair: Jochen Oltmer (Universität Osnabrück)

15:30-15:50
Kaffeepause
15:50-17:20
(Re-)konstruktion eines Mythos

Magdalena Baran-Szoltys (Universität Wien): (Re-)visionen von Galizien – Transgenerationale Reisenarrative zwischen Wiederentdeckung, Rekonstruktion und Imagination

Cornelia Göls (Universität Wien): Politische und mediale Diskurse in der Ukraine über ‚Galizien‘ seit 2010

Jagoda Wierzejska (Universität Warschau): Galician displacements and transformations. About a spatial dimension of creating Galician identity in postwar Polish literature

Chair: Stefan Garsztecki (Technische Universität Chemnitz)

17:20-17:30
Abschluss

Contact (announcement)

Malwina Talik

Polnische Akademie der Wissenschaften - Wissenschaftliches Zentrum in Wien
Boerhaavegasse 25, 1030 Wien

talik@viennapan.org

http://www.viennapan.org/
Editors Information
Published on
30.04.2015
Contributor